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Lars Ludwigs im TuS-Interview

Lars Ludwigs (30) kam 2019 nach dem Aufstieg in die Bezirksliga zum TuS Gerresheim, durchlief die Jugend des 1.FC Kaiserslautern und spielte sogar in der US-College-Liga. Im TuS-Interview blickt der Rheinhesse auf seinen sportlichen Werdegang zurück und spricht über die Corona-Pandemie und deren Auswirkung auf den Amateurfussball.

Knapp vier Monate ruht der Trainings- und Spielbetrieb im Amateurbereich nun schon. Nach wie vor ist aufgrund der andauernden Corona-Pandemie keine Besserung in Sicht. Wie sehr vermisst du es, mit deinen Mannschaftskollegen auf dem Platz zu stehen?

Natürlich fehlt mir der Fußball, aber vor allem fehlt es mir, mit meinen Mannschaftskollegen auf dem Platz zu stehen, gemeinsam am Sonntag um drei Punkte zu kämpfen und im Anschluss bei einem Sieg in der Kabine mit ihnen zusammen zu feiern.

Hast du versucht, dich den Umständen entsprechend fit zu halten?

Ja, auf jeden Fall. Ich gehe ca. dreimal die Woche Laufen und mache genauso häufig in der Woche Krafttraining und Yoga zu Hause. Ich glaube ansonsten würde mir auch die Decke auf den Kopf fallen, da ich gefühlt seit dem ersten Lockdown im Homeoffice arbeite.

Das Fußball spielen hast du in deiner rheinland-pfälzischen Heimat gelernt.
Mit wie vielen Jahren und bei welchem Verein hast du angefangen?

Tatsächlich habe ich in Hessen angefangen Fußball zu spielen. 😉 Schon mit 3 Jahren startete ich bei der JSG Raunheim. Von da ging es mit 8 Jahren, aufgrund eines Umzugs, nach Rheinland-Pfalz und zur SG Eintracht Bad Kreuznach.

Wie ist dir der Sprung in die Jugend des 1. FC Kaiserslautern gelungen?

Mit 14 Jahren bin ich dann zur Saison 04/05 zum 1. FC Kaiserlautern gewechselt. Ich war damals Teil und Kapitän der Südwestauswahl. Darüber kamen sowohl Scouts von Lautern als auch Mainz 05 auf uns zu und wollten mich haben. Damals war der Verein und auch die Jugend des 1. FCK im Südwesten noch das Maß der Dinge und da ich durch meinen Großvater seit jeher eingefleischter FCK-Fan bin, gab es eh nur eine Alternative.

Was war dein größter sportlicher Erfolg in der Jugend?

Mit dem 90/91er Jahrgang hatten wir im landesweiten Vergleich damals einen ziemlich starken Jahrgang beim 1. FCK. Dazu zählten Spieler wie Trapp (Eintracht Frankfurt), Blum (VfL Bochum) Nazarov (Erzgebirge Aue), Esswein und Linsmayer (beide SV Sandhausen), aus denen einige Profis geworden sind. Innerhalb meiner fünf Jahre dort konnten wir also einige Junioren-Meisterschaften und Turniere gewinnen.

Nach deiner Zeit bei Lautern hat es dich wenig später nach Amerika zu den Gonzaga Bulldogs in die US-College-Liga verschlagen. Damit bist du einer der wenigen Amateurfussballer, die auch internationale Erfahrung sammeln durften. Was waren deine Beweggründe? Wie lange war dein Aufenthalt?

Nach der U19 beim 1. FCK war ich zwischen 2009-2012 erstmal noch zwei Jahre in der Oberliga Südwest und ein Jahr in der Rheinlandliga (Verbandsliga) aktiv und habe parallel Sportsmanagment am Rhein-Ahr-Campus in Remagen studiert. Ein Kommilitone hatte mir damals dann von seiner eigenen Vermittlungsagentur namens Scholarbook erzählt, worauf hin ich direkt Feuer und Flamme von der Idee war, in den USA zu studieren und Fußball zu spielen. Ich wollte schon immer mal über eine längere Zeit ins Ausland und vor allem nach Amerika. Auch wenn es für mich nicht zum Profifussballer gereicht hat, so konnte ich mir diesen Traum über den Fußball erfüllen und vor allem auch leisten, denn Studieren in den USA ist normalerweise eine sehr kostspielige Angelegenheit. Insgesamt war ich zwischen 2012-2015 drei Jahre dort.

Womit lässt sich das fußballerische Niveau vergleichen?

Das Niveau in der ‚Division I‘ siedelt sich irgendwo zwischen gutem Verbands- bis Regionalliga Niveau an. Es gibt Universitäten, die haben wirklich gute Fußballprogramme, worüber es auch immer wieder viele Spieler in die Major League oder sogar in die US-Nationalmannschaft schaffen. In den USA war definitiv auffällig, dass die Physis und Fitness eine extrem wichtige Rolle spielen. Das hat meiner Erfahrung nach zwei Gründe: Zum einen ist die technische und taktische Grundausbildung der amerikanischen Spieler auf keinen Fall auch nur ansatzweise vergleichbar mit der, der europäischen Spieler, die dort hinkommen. Zum anderen geht die College Saison nur von Ende August bis Mitte November – wenn man sich für die Playoffs qualifiziert eventuell bis Dezember. Und in dieser kurzen Zeit hat man knapp 20 Spiele. Bedeutet, man spielt an Wochenenden immer freitags und sonntags. Da muss man körperlich extrem fit sein, um an einem Wochenende zweimal 90 Minuten hundertprozentig Gas geben zu können. Dadurch spielt das Thema ‚Recovery‘ (Erholung) in den USA auch eine extrem größere und wichtigere Rolle. Einige Bundesligisten in Deutschland würden sich nach den sportmedizinischen Abteilungen und den Einrichtungen mancher D1-Colleges die Finger lecken.

Was war dein absolutes Highlight?

Es ist schwer, in den drei Jahre ein bestimmtes Highlight zu nennen. Dank des Fußballs sind wir immer extrem viel rumgekommen in den USA und auch in Kanada – was definitiv ein Highlight war. So habe ich an Orten spielen können wie: Los Angeles, San Diego, Las Vegas, Seattle, Portland, Chicago, Milwaukee und auch in Vancouver B.C.
Aber ein Moment an den ich mich immer wieder gerne zurückerinnere, ist mein allerletztes Spiel für Gonzaga. Es war der sogenannte „Senior Day“ , das Spiel stand nach 90 Minuten unentschieden und es ging in die Verlängerung. So kam es irgendwie, wie es kommen musste: Da in den USA die Golden-Goal-Regelung gilt, erzielte ich in den ersten Minuten der Verlängerung den alles entscheidenden Siegtreffer zum 2:1 Erfolg gegen die University of Portland. Als der Ball im Netz zappelte war allgemein kein halten mehr und das gesamte Team kam auf mich zugestürzt und wir haben gefeiert bis in den nächsten Morgen.

Hast du noch guten Kontakt zu Freunden in den USA?

Ja, zu manchen mehr, zu manchen weniger. Ein paar ehemalige Mitspieler haben mich auch schon in Deutschland besucht und wir sind nach wie vor über eine ‚Fantasy Football Gruppe‘ regelmäßig in Kontakt. Als Absolvent hat man in den USA einfach allgemein eine größere Identifikation mit seinem College als vergleichsweise mit Universitäten in Deutschland. Hier geht jeder nach seiner Vorlesung mehr oder weniger seinen eigenen Weg. In den USA verbindet das Campus-Leben und alle fiebern bei Spielen der Sportteams mit. So verfolge ich unter anderem, wie sich unser Gonzaga Basketball Team jede Saison so schlägt. Das Team zählt wohlgemerkt in diesem Jahr wieder einmal zu den Top-Favoriten auf den Gewinn der Amerikanische College Basketball Meisterschaft. Sorry, das ich abschweife, aber ich könnte stundenlang davon erzählen…

Zurück in Deutschland ging es für dich nach Frankfurt. Hatte das berufliche Gründe?

Richtig, im Juli 2015 ging es beruflich nach Frankfurt. Ich habe dort angefangen beim Sportartikelhersteller Nike im Brand Marketing zu arbeiten. Dort befand sich zu dem Zeitpunkt nämlich noch das Deutschland Headquarter. Insgesamt war ich knapp 2 1/2 Jahre in Frankfurt und habe nach einer Fußball-Pause bei der TSG Wixhausen – Ja, klingt witzig, aber Wixhausen ist tatsächlichen ein Stadtteil von Darmstadt – im Oktober 2015 wieder angefangen Fußball zu spielen. Nach den letzten Spielen in den USA im November 2014 hatte ich erstmal knapp ein Jahr genug vom Fußball und dem ganzen Aufwand. Bis mich schließlich ein paar Arbeitskollegen von Nike überzeugt haben, aus Spaß in der Kreisliga B bei ihrem Club TSG Wixhauen zu kicken. Am Ende hatten wir dort eine sehr gute und coole Truppe und sind in dieser Zeit binnen zwei Saisons bis in die Bezirksliga durchmarschiert.

2019 folgte dann der Umzug nach Düsseldorf-Flingern. Hast du dich hier weitestgehend eingelebt?

Über die Zwischenstation Berlin, wo ich aus beruflichen Gründen noch für 1 1/2 Jahre gewohnt habe, ging es dann ins wunderschöne Rheinland. Ich habe mich hier wirklich sehr gut eingelebt und liebe zum einen die Art, wie die Menschen im Rheinland sind: offen, ehrlich und herzhaft. Und zum anderen mundet mir das Alt einfach sehr. Und der Fußball, der TuS, hat es mir natürlich auch sehr schnell sehr leicht gemacht, mich hier ein Stückchen weit heimisch zu fühlen.

Wie ist der Kontakt zum TuS Gerresheim entstanden?

Der erste indirekt Kontakt kam tatsächlich schon während meiner Zeit bei Nike in Frankfurt zustande. Ich glaube 2017 muss das gewesen sein. Damals waren wir mit Marco Michalzik im Kontakt, denn mit ihm haben wir viel in Sachen Content Creation zusammengearbeitet und ihm ein paar Trikotsätze für die erste Mannschaft zugeschickt. Der Kontakt mit Marco ist in den Jahren auch nie abgebrochen. Als ich dann beruflich zu adidas gewechselt bin und es für mich nach Düsseldorf ging, habe ich Marco natürlich direkt angehauen und gefragt, welchen Verein er mir empfehlen würde – TuS kam da dann recht schnell als seine Empfehlung. Wenn es danach geht, ist Marco jetzt mein Agent und Berater. *lacht*

Bei deinem Ex-Verein in Darmstadt erzieltest du in der Offensive viele Tore und Vorlagen. Beim TuS hingegen spielst du häufiger auf der 6er-Position oder in der Innenverteidigung. Welche Rolle sagt dir persönlich am meisten zu?

Persönlich mag ich es eigentlich am liebsten im Mittelfeld-Zentrum. Dort hat man als Spieler meiner Meinung nach den größten Einfluss auf das Spiel. Sowohl defensiv als auch offensiv und das macht mir daran am meisten Spaß. Grundsätzlich sehe ich meine aktuelle Rolle und Aufgabe beim TuS vor allem darin die Mannschaft auf dem Platz zu organisieren und dafür zu sorgen, dass wir sowohl defensiv als auch offensiv eng als Team zusammen agieren und spielen. Am Ende wollen wir gemeinsam so viele Spiele wie möglich gewinnen und wenn ich dem Team am meisten nutzen kann, indem ich Organisator und Stratege auf der 6er-Position oder Innenverteidigung bin, dann versuche ich, egal welche der beiden Positionen bestmöglich auszuführen. In Darmstadt lag meine Aufgabe dagegen mehr in der Spielgestaltung vorne im offensiven Mittelfeld, weshalb ich gerade in unseren aufeinanderfolgenden Aufstiegsjahren zu vielen Toren und auch Vorlagen beitragen konnte.

Im Hinblick auf die kommenden Wochen: Glaubst du an eine Fortsetzung der Saison und, wenn ja, wann?

Grundsätzlich bin ich eigentlich immer Optimist, und es scheint ja mittlerweile so, dass es im April mit der Saison weitergeht. Am Ende sollte eine Fortsetzung aus meiner Sicht rein davon abhängig gemacht werden, wie hoch die Risiken für alle Spieler und Beteiligten aus gesundheitlicher Sicht sind. Das können dann nur Experten beurteilen und die Politik entscheiden.

Kann man überhaupt noch von einem fairen Wettbewerb sprechen?

Von einem fairen Wettbewerb zu sprechen, ist unter all diesen Umständen und mit dieser langen Pause natürlich schwierig. Fakt ist doch: Wenn du als ein Verein in diesem Jahr zum Beispiel absteigen müsstest oder du andersrum aufgrund von ein paar Punkten nicht aufsteigst, dann wirst du dich aufgrund der Umstände natürlich benachteiligt und unfair behandelt fühlen.

Meinst du, der Amateursport im Allgemeinen wird mittel- und langfristig unter den Folgen der Pandemie leiden?

Auf jeden Fall sehe ich die Situation im Amateursport als extrem kritisch. Die Basis des Sports in Deutschland ist gerade inmitten seiner größten Krise: überall in Deutschland sinken Mitgliederzahlen, viele Kinder und Jugendliche können ihren Sport nicht ausüben und verlieren den Bezug zu ihren Vereinen. Einnahmen, Sponsoren und auch Ehrenamtliche brechen den Vereinen weg. Es geht um die nackte Existenz im Amateursport und deshalb ist auf jeden Fall die Politik gefragt schnellstmöglich zu handeln und einem Vereinssterben mit raschen und nachhaltigen Maßnahmen entgegen zu wirken. Deutschland ist schon immer ein Vereinsland und das muss so bleiben, denn Sport hat so viele positive Effekte und wichtige Eigenschaften für unsere Gesellschaft.

Abschließend noch: Wer war dein sportliches Kindheitsidol?

Puh, es gab einige Fußballer, die meine Idole waren, aber mit am meisten fasziniert hat mich eigentlich immer Dennis Bergkamp. Von ihm könnte ich mir auch heute noch stundenlang Highlights anschauen…

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